Thriller oder Krimi – weshalb ist das so wichtig?
Du schreibst gerade an den ersten Seiten eines spannungsreichen Romans und hast dir noch keine Gedanken darüber gemacht, ob er ein klassischer Krimi oder eher ein Thriller oder womöglich eine Mischform aus beiden wird? Natürlich kommt es in erster Linie darauf an, den Leser mit intensiver Spannung an die Seiten zu fesseln.
Warum sollte ich meinen Roman einem Genre zuordnen?
Vergiss nicht, dass es Leservorlieben und -erwartungen gibt, die es zu erfüllen gilt und für die es nötig sein kann, schon beim Schreiben eines Buches zu wissen, in welche Genre-Schublade es später eingeordnet wird. Allein im Krimi gibt es unterschiedliche Unterkategorien wie klassische Detektivgeschichten, Spionageromane, Polit- oder Psychothriller. Und beispielsweise in einer Detektivgeschichte erwarten Leser keine blutrünstigen Horror-Szenen und legen das Buch im schlimmsten Fall zur Seite und rezensieren es negativ. Um Lesererwartungen zu erfüllen, braucht es eine klare Einordnung in ein Genre.
In Suchverzeichnissen auffallen
Auch die Auffindbarkeit ist ein Grund, wieso dein Buch klar einem Genre zugehörig sein sollte. Wenn Buchhändler in den Suchverzeichnissen des Großhandels nach Krimis oder Thrillern suchen, ist es wichtig, dass dein Buch in die entsprechende Kategorie eingeordnet ist. Dasselbe gilt für die Onlineshops. Sucht ein Thriller-Liebhaber dort nach einer Lektüre, gibt er das Stichwort „Thriller“ ein und durchforstet die Suchergebnisse. Ist dein brandneuer Thriller als solcher kategorisiert und trägt womöglich sogar den Begriff „Thriller“ – oder noch besser „Politthriller“ oder „Psychothriller“ – auf dem Cover, weiß der Leser genau, was ihn erwartet.
Auch Verlage verlangen bei der Bewerbung eine klare Zuordnung. Manche Verlage spezialisieren sich auf bestimmte Genres und Subgenres und schätzen ab, wie gut sich dein Roman verkaufen wird. Hat der Verlag beispielsweise erfolgreich Thriller veröffentlicht, während Regionalkrimis kaum liefen, ist dies ein entscheidendes Argument dafür, dein Manuskript je nach Genre überhaupt anzuschauen.
Aber wo liegt der Unterschied zwischen Krimi und Thriller? Was macht einen typischen Krimi aus und wie lässt sich ein Thriller charakterisieren? Vorab: Selbst Literaturwissenschaftler, Agenten oder Lektoren sind oft verschiedener Meinung darüber, was einen Krimi oder Thriller kennzeichnet oder erfolgreich werden lässt. Und natürlich existieren auch Krimis mit Zügen eines Thrillers. Hier geht es aber darum, die typischen Merkmale darzustellen.
Was ist ein Krimi?
Typisch für einen klassischen Kriminalroman ist ein Verbrechen, beispielsweise ein Raubüberfall oder Mord, das zu Beginn der Geschichte stattfindet. Der Handlungsverlauf konzentriert sich auf die Aufklärung durch einen oder mehrere professionelle Ermittler oder Hobbyermittler. Spannung wird dadurch erzeugt, dass die Ermittlungen auf falsche Fährten, in die Irre oder zu neuen Bedrohungen führen. Ebenso kann es Anschluss-Verbrechen geben oder der Protagonist gerät selbst in Gefahr. Am Ende geht es darum, ob und wie der Täter gefasst werden kann und wie klug die Figuren dabei vorgehen. Um einen solchen Handlungsablauf einfach zu planen, kannst Du Dich übrigens der Schneeflockenmethode bedienen.
Innerhalb des Genres Krimi gibt es zahlreiche Unterformen, sogenannte Subgenres, wie beispielsweise Detektivkrimis, Regionalkrimis, historische Krimis, Krimis mit romantischen Zügen, Krimis im medizinischen Milieu oder im Polizei- oder Politmilieu. Je feiner du deinen Kriminalroman einordnen kannst, umso größer sind die Verkaufschancen. Leser von Regionalkrimis etwa bevorzugen diese meist, weil sie sich für die jeweilige Region interessieren. Und die Zielgruppe romantischer Krimis ist eine andere als die der Politthriller.
Beispielhaft für Autoren klassischer Krimis sind unter anderem Raymond Chandler, Agatha Christie, Georges Simenon oder Patricia Highsmith.
Was ist ein Thriller?
Nervenkitzel, Nervenkitzel, Nervenkitzel! So ließe sich vereinfacht erklären, was einen Thriller ausmacht. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „Thrill“ (Nervenkitzel) ab. Anders als beim Krimi, in dem das Hauptaugenmerk auf der Aufklärung eines Verbrechens liegt, existiert im Thriller eine fortwährende existenzielle Bedrohung für die Protagonisten. Etwa ein Serienmörder, eine drohende Naturkatastrophe, eine Gruppe von Verschwörern, Spione oder Außerirdische. Im besten Fall ist diese Bedrohung auf jeder Seite spürbar.
Im Thriller steht kein Profiermittler im Vordergrund, den wir bei seinen Ermittlungsarbeiten beobachten, sondern eine Person, die unvermittelt mit einer Gefahr konfrontiert wird. Im Laufe des Thrillers steigert sich die Spannung bis ins Unerträgliche, weil das zu erwartende Unheil scheinbar nicht zu verhindern ist oder neue Bedrohungen hinzukommen. Währenddessen versuchen die Hauptfiguren verzweifelt und unerbittlich, das eigene Leben zu retten oder eine Katastrophe abzuwenden. Hierbei spielen natürlich auch authentisch und interessant angelegte Figuren eine wichtige Rolle.
Auch ein Thriller lässt sich in unterschiedliche Subgenres wie beispielsweise Action Thriller, Mystery Thriller, Science Fiction Thriller oder Spionagethriller aufgliedern. Befasst sich der Thriller mit der psychischen Belastung und dem Seelenleben der Hauptfigur, wird von einem Psychothriller gesprochen.
Typische Beispiele für populäre Thriller und Bestseller des Genres sind die Titel von Simon Beckett, Frank Schätzing, Michael Robotham oder Sebastian Fitzek.
Mischformen zwischen Krimi und Thriller
Zu Mischformen zwischen Krimi und Thriller kann es etwa kommen, wenn die klassische Aufklärung eines Verbrechens ungeahnte Gefahr provoziert, die womöglich die Ermittler an ihre psychischen und physischen Belastungsgrenzen führen. Oder wenn die Bedrohung für eine größere Gruppe von Menschen wie etwa eine ganze Stadt lebensgefährlich wird. Die Grenzen sind fließend und die Meinungen darüber, welches Genre im jeweiligen Roman dominiert, unterschiedlich.
Wenn du als Debütautor deinen ersten Krimi oder Thriller schreibst, empfiehlt es sich, bei einem Genre zu bleiben. Bei einer Mischform könntest du den roten Faden verlieren, zu viele Handlungsstränge mischen und dich verzetteln. Spannungsliteratur gehört zu den anspruchsvollen Genres: Deine Aufgabe ist es nicht nur, Spannung aufzubauen, sondern auch zu halten. Du musst intelligente Handlungsabfolgen entwickeln, die den Leser überraschen oder in die Irre führen.
Solltest du beide Genres kombinieren wollen, hilft es, das im Untertitel, der Buchbeschreibung und dem Klappentext deutlich zu machen. Sonst wird die Einordnung in ein Genre erschwert und kann im Buchhandel zu unklaren Klassifizierungen führen. Beispielsweise helfen Formulierungen wie „Wie ein Umweltverbrechen zum Horrorszenario für eine ganze Stadt wird“ oder „Eine Detektivgeschichte mit Thriller-Effekten“.
Fazit
Spannungsliteratur ist ein anspruchsvolles Genre, bei dem es nie schaden kann, immer wieder Pausen einzulegen, den bisherigen Entwurf zu lesen und die Logik des Handlungsverlaufs zu überprüfen. Dafür können die Schneeflockenmethode oder ein Spannungsbogen hilfreich sein.
Einen spannungsreichen Krimi oder Thriller zu schreiben, der weder Logikschwächen noch spannungsarme Momente hat, ist nicht zu unterschätzen. Mehr als bei allen anderen Genres gilt hier: Je mehr und intensiver du selbst Spannungsliteratur liest, desto erfahrener wirst du und desto besser kannst du Ideen entwickeln und Spannung aufbauen.