Was sind Buchgenres?
Für Bücher ist das Genre eine Reihe von Eigenschaften. Diese stechen hervor und kennzeichnen das Buch. Ohne sie würde ihm etwas fehlen. Die Merkmale machen Bücher eines Genres ähnlich. Aber doch ist jeder einzelne Krimi oder jede Autobiografie unverwechselbar.
Buchgenres sind grobe Baupläne. Entwurfsmuster. Einfache Rezepte, die du beliebig abwandeln kannst, solange die Grundzutaten bleiben. Das Genre in der Literatur legt vorab fest, welche Höhepunkte es geben wird. Eine Liebesgeschichte, ohne dass zwei sich zum ersten Mal küssen? Ist keine.
Welchen Zweck hat es, Bücher nach Genre zu unterteilen?
Buchgenres gibt es also nun einmal. Bücher sind sich ähnlich. Aber warum solltest du dein Buch an einem Genre ausrichten? Ist das nicht langweilig?
Stell dir vor, du gibst eine große Party. Dein neues Buch kommt raus, was ja wohl Grund genug ist. Es spielt in der Toskana, daher ist das Partymotto Italien. Zu essen gibt es Fegato alla Veneziana, Caponata und Ribollita. Saulecker. Kennt nördlich der Alpen nur kaum einer. Deine Gäste gucken komisch. Was, keine Pizza? Nicht mal Nudelsalat?
Deine Besucher haben Erwartungen an eine Italienparty. Deine möglichen Leser haben welche an dein Buch. Mehr noch: Sie wollen welche haben! Sie suchen sich nicht irgendein Buch aus, nur weil das Cover cool ist. Sie wählen einen historischen Roman. Oder einen Fantasyroman. Meist ganz gezielt. Und die Buchhändler genauso.
Das Genre der Bücher spricht eine Zielgruppe an. Daher ordnen auch Verlage und der Buchhandel Bücher nach Genre. Außerdem helfen Buchgenres den Autoren selbst, denn sie geben einen Rahmen vor. Beim Schreiben kann man dann besser auf die Inhalte achten. Gib deinen Leserinnen also Pizza!
Was unterscheidet Buchgenres allgemein voneinander?
Wenn es gut ist, einem Buch ein Genre zu geben, sollten wir die Kennzeichen der Buchgenres näher anschauen. Bücher und ihr Genre lassen sich aus verschiedenen Blickwinkeln auseinanderhalten.
Eine große Gabelung im Geäst der Buchgenres ist der Wahrheitsgehalt. Es gibt Sachbücher voller Tatsachen und erzählende Literatur, in der etwas erfunden wird. Dann gibt es die Zeit: Historische Romane spielen in einer vergangenen Epoche. Gegenwartsliteratur bildet die Welt ab, die wir selbst auch erleben. Sciencefiction eine künftige. Auch die Hauptfigur kann einem Buch das Genre vorgeben. Wenn ein Sherlock vorkommt, ist es eine Detektivgeschichte. Wird das wahre Leben von jemandem erzählt, eine Biografie. Hat das Buch eine Stimmung, die sich durchzieht? Dann ist es vielleicht ein Liebesroman oder ein Thriller.
Das Genre der Bücher prägt in Erzählungen meist die Haupthandlung. Die entscheidenden Wendepunkte der Story. Oft finden sich auch Spuren anderer Buchgenres. Die stehen aber eher im Hintergrund. Eine Liebesgeschichte zum Beispiel kommt in vielen Erzählungen vor. Das macht sie aber noch lange nicht zu Liebesromanen, ein eigenes Genre der Literatur.
Wie lassen sich erzählende Bücher nach Genre gliedern?
Die langen Regalreihen in den Buchhandlungen lassen es vermuten: Bücher, die vor allem von der Spannung leben, verkaufen sich am besten. Das sind Krimis und Thriller, auch Horrorgeschichten gehören zu dieser Gruppe. Mit einigem Abstand folgen historische Romane und Erzählungen aus anderen Welten (Fantasy und Sciencefiction), aber auch Liebes- und Bildungsromane. Es gibt viele weitere Genres – Nischen, die jedoch auch zahlreiche Leserinnen finden.
Krimi, Thriller und Horror
Mensch tot, Mörder vergeblich gesucht, am Ende aber meist gefunden. So geht der Krimi. Ein Genre der Literatur, das die meisten wenigstens hin und wieder lesen. Mal sucht ein Polizist, mal ein Privatdetektiv oder ein Amateur. Einfallsreiche Plots mit Wendungen und Atmosphäre ergeben starke Geschichten. Wichtig ist auch, dass der Leser gut miträtseln kann.
Beim Thriller geht es noch stärker um Spannung. Denn am Anfang ist die Hauptfigur meist noch nicht tot, aber ihr Leben in Gefahr. Und das ändert sich bis zum Schluss auch nicht. Die Leser fiebern mit.
Horrorgeschichten spalten die Leserschaft. Viele machen einen Bogen um sie, aber die Fangemeinde ist groß. Spannung wird durch extreme Gefühle erzeugt – vor allem Angst und Grauen. In diese Gruppe der Buchgenres Krimi, Thriller und Horror passt außerdem auch der Abenteuerroman.
Historischer Roman
Bücher vom Genre des historischen Romans nehmen Leser mit in eine andere Zeit. Sie geben diese realistisch wieder. Einzelheiten im Buch sind so, wie sie früher tatsächlich waren. Es ist eine andere Welt, aber eine echte. Erzählt werden die Abenteuer oder das Leben einer Figur aus dieser Zeit.
Fantasy und Sciencefiction
Hat ein Buch das Genre Fantasy oder Sciencefiction, so spielt es in einer teils unwirklichen Welt. In Fantasygeschichten stehen märchenhafte Figuren oder Sagengestalten im Mittelpunkt. Wie beim Thriller ist meist ihr Leben bedroht – oder gleich ihre ganze Welt. Das ist oft auch ein Motiv von Sciencefiction. Hier geht es aber um eine zukünftige Welt. Mit technischen Details wird sie häufig glaubhaft dargestellt.
Liebesroman
Der Liebesroman ist ein Genre für Bücher, das mitleiden lässt. Denn Harmonie von Anfang bis Ende wäre langweilig. Die Liebenden müssen umeinander werben. Stoßen auf Hindernisse. Verlieren sich fast. Aber am Schluss steht dann doch meist das Happy End.
Andere erzählerische Genres
Bücher mit einem Genre, das nicht unter die eben aufgeführten fällt, verkaufen sich zusammengenommen auch gut. Aber jedes einzelne dieser Buchgenres ist eher was für Liebhaber. Beispiele hierfür sind der Gesellschafts- und der Entwicklungsroman. Sie breiten die Probleme und Entwicklungen einer Welt oder einer Figur aus. Beim Familienroman gilt das ähnlich für eine Sippe. Der Reiseroman begleitet eine Figur an einen anderen Ort. Der Leser entdeckt ihn mit ihr.
Wie kann man informative Bücher nach Genre ordnen?
Bücher, die Informationen vermitteln, unterscheiden sich nach Art der Wissensvermittlung und Thema. Das Fachbuch stellt ein Themengebiet genau und objektiv dar, Meinungen fließen eher nicht ein. So gehören hierzu auch Nachschlagewerke, wissenschaftliche Literatur und Lehrbücher. Sachbücher sind ähnlich, aber die Autorin tritt mehr hervor, bezieht klar Stellung zum Thema, will die Leser von ihrer Ansicht überzeugen. Die informativen Buchgenres wie Wissenschaft und Technik oder Zeitgeschichte und Politik sowie auch Ratgeber unterteilen sich jeweils in Fach- und Sachbücher.
So lassen sich informative Bücher kategorisieren
Fachbuch | Sachbuch | |
Biografie und Autobiografie | Biografie über Hitler | Autobiografie einer Schauspielerin |
Wissenschaft und Technik | Doktorarbeit | „Darm mit Charme“, „Das geheime Leben der Bäume“ |
Zeitgeschichte und Politik | Analyse des Brexits | Thesenbuch eines Politikers |
Ratgeber | medizinischer Ratgeber zur Geburt | motivierender Ratgeber zum Aufräumen |
Biografie und Autobiografie
Die Buchgenres Biografie und Autobiografie geben beide die wahre Lebensgeschichte eines Menschen wieder. In der Autobiografie erzählt dieser sie selbst. Oder ein Ghostwriter macht das in seinem Namen. Eine (Auto-)Biografie als Buch vom Genre Sachbuch ist emotionaler als ein Fachbuch. Ein Beispiel ist ein Buch über einen Sportler, in dem dessen Laufbahn begeistert nacherzählt wird.
Wissenschaft und Technik
Trocken? Mag für manche zutreffen, aber einer von vier Bücherlesern greift häufig zu diesen Buchgenres. Wer bei einem Thema mehr in die Tiefe gehen möchte, braucht ein Buch. Zeitungsartikel oder Texte im Internet reichen dann nicht. Das ist auch der Anspruch der Bücher von diesem Genre. Sie sollen im Detail und umfassend Wissen vermitteln, aber verständlich. Meist sind es Fachbücher, vor allem bei wissenschaftlicher Literatur. Ein Werk über eine bewunderte Automarke etwa kann aber auch ein Buch vom Genre Sachbuch sein.
Zeitgeschichte und Politik
Titel aus diesen Buchgenres werden ähnlich häufig gelesen wie Bücher zu Technik und Wissenschaft. Die Vielfalt ist groß: Analysen zum Klimawandel. Ein Blick auf die gesellschaftlichen Probleme in den USA. Vorschläge für ein neues Wirtschaftssystem. Gerade im Bereich der politischen Bücher unterscheiden sich Fach- und Sachbücher stark. Wo der Autor persönlich Stellung bezieht, handelt es sich um ein Sachbuch. Wissenschaftlichem Anspruch genügen nur Fachbücher.
Ratgeber
Bücher vom Genre Ratgeber sind meist Sachbücher. Also nicht streng auf Fakten ausgerichtet. Sie sind eher locker geschrieben und sollen motivieren. Auch unterhalten. Nehmen die Leser an die Hand und zeigen einen Weg. Hierzu gehören aber auch Reiseführer oder Kochbücher. Ein Beispiel für ein Fachbuch ist ein medizinisch geprägtes Buch darüber, wie man aufhört zu rauchen.
Andere Genres in Sachbüchern
In der bunten Welt der Bücher gibt es viele, die nicht in all diese Kategorien passen. Das sind zum Beispiel der Reisebericht, das Rätselbuch oder das Malbuch.
Subgenre und Genre in der Literatur
Jedes Genre der Bücher hat eigene Subgenres. Zum Beispiel gibt es bei Thrillern unter anderem die Subgenres Katastrophen- und Spionagethriller. Bei solchen Unterscheidungen geht es nicht nur um literaturwissenschaftliche Feinheiten.
Denn Leser erwarten zum Beispiel bei einem Katastrophenthriller bestimmte Dinge. Manche Figuren müssen von der Katastrophe überrascht werden. Jemand sieht sie aber früh kommen und versucht die anderen zu retten. Ohne diese und andere Zutaten wird das ganze Buch wahrscheinlich nicht funktionieren.
Subgenres haben also je eigene Konventionen. Als Autor solltest du sie erfüllen, um die Leser nicht zu enttäuschen.
Wie sich für Bücher das Genre verändert
Das Genre der Bücher hat sich mit der Zeit entwickelt. Oft waren es ungewöhnlich erfolgreiche und neuartige Werke, die prägend für Bücher von einem Genre wurden. Andere Autoren übernahmen dann besondere Merkmale von ihnen. Aber ihre Geschichten waren ihre ganz eigenen.
„The Bourne Identity“ gilt vielen zum Beispiel als einer der ersten modernen Thriller. Das Buch verkaufte sich bestens und wurde mit großem Erfolg verfilmt. Der Autor Robert Ludlum erfand aber kein neues Genre der Literatur. Er nahm Elemente des bestehenden Buchgenres Thriller auf, wandelte sie ab und fügte neue hinzu. So baute er zahlreiche Überraschungen (Plottwists) ein. Das gab es so noch nicht! Sein Buch wurde zum Vorbild vieler Schriftsteller.
Buchgenres ändern sich also. Eines geht aus dem anderen hervor. Der Geschmack des Publikums bestimmt, welches Genre der Literatur in Mode ist und weiterentwickelt wird. Auch geschichtliche Ereignisse können aber einen Einfluss haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Deutschland die „Trümmerliteratur“. Sie setzte sich in neuem, betont sachlichem Stil mit der Nazizeit und dem Krieg auseinander. Dabei übernahm sie aber manches von amerikanischen Autoren, etwa Hemingway.
Wie man im Buch mit dem Genre arbeitet
Es ist also wichtig, dass du bei deinem Buch auf das Genre achtest. Wie gehst du dabei vor?
Erst fürs Buch das Genre festlegen, dann schreiben
Stell dir vor, du schreibst einen Kriminalroman, der im 14. Jahrhundert spielt und in dem eine Liebesgeschichte mit Außerirdischen im Mittelpunkt steht. Klingt erst mal einfallsreich. Aber du weckst damit viele verschiedene Erwartungen. Kannst du all die Fäden wirklich in der Hand halten und kunstgerecht führen? Wenn du Mario Vargas Llosa heißt und den Nobelpreis schon in der Tasche hast – kein Problem. Andernfalls ist es ratsam, dich bei den Buchgenres zu beschränken.
Wähle also ein Genre aus – und zwar bevor du anfängst zu schreiben! Das Genre der Bücher kann sich auch durch den Stoff ergeben. Du kennst vielleicht die Geschichte, die du erzählen willst, in ihren Grundzügen. Aber sie lässt sich auf viele Weisen schreiben. Welche wählst du?
Die Schriftstellerin Anne Weber hat die Lebensgeschichte einer französischen Widerstandskämpferin erzählt, die alte Dame dazu getroffen. Sie wollte ihr nicht zu nahe treten. Nicht behaupten, ihr Leben zu kennen. Ein biografischer Roman kam daher nicht infrage. So hat sie ein Heldenepos erdichtet, nach Art von Homers Odyssee. Ein heute seltenes unter den Buchgenres. Dafür hat sie den Deutschen Buchpreis 2020 bekommen.
Notwendige Elemente eines Buchgenres
Was genau für Bücher von einem Genre wichtig ist, erfährst du in Fachliteratur zu Buchgenres. Die gibt es zum Beispiel für Thriller oder für wissenschaftliche Texte. Außerdem ist es für Autoren immer gut, selbst viel zu lesen. Das solltest du aktiv tun. Also Klassiker oder gelungene Werke des Buchgenres analysieren, in dem du schreiben willst. Warum funktionieren sie? Was sind die entscheidenden Merkmale? Was darf nicht fehlen? Gibt es besondere Highlights im Verlauf des Buches? Es hilft auch, dich mit anderen Schreibenden über Bücher und ihr Genre auszutauschen.
Wie man im Buch mit dem Genre spielt
So wichtig das Genre für Bücher auch ist – ein einfaches Erfolgsrezept für dein Buch bietet es nicht. Oft sind Bücher besonders gut, wenn sie viel Typisches eines Buchgenres enthalten, dann aber abweichen. Das macht sie besonders. Das überrascht die Leserinnen. Ein Krimi ohne einen Toten und einen Mörder wird kaum funktionieren. Aber vielleicht war der Tod nur vorgetäuscht – Versicherungsbetrug! Oder es gab zugleich mehrere Täter, die nichts voneinander wussten. Einer nahm Gift, der andere die Pistole.
Die Kunst dabei, für Bücher ein Genre zu nutzen, besteht also im richtigen Maß. Du solltest das einbauen, was für dein Genre der Literatur notwendig ist. Dann solltest du dich aber nicht sklavisch daran halten. Sondern überlegen, wo ein Abweichen gerade interessant sein könnte. Ein praktisches Fallbeispiel (ein Exkurs) kann ein trockenes wissenschaftliches Buch zum Beispiel auflockern. Das Genre der Bücher ist ein nützlicher Rahmen. Aber der Inhalt ist immer noch wichtiger als diese Form.
Fazit
Genres sind grobe Baupläne, nach denen Bücher eingeordnet und unterschieden werden können. Sie entsprechen der Erwartungshaltung des Lesers, der sich ganz bewusst einen Liebesroman, Krimi oder historischen Roman aussucht. Der Geschmack des Lesepublikums bestimmt sogar, wie sich Genres im Laufe der Zeit verändern. Du solltest deshalb dein Genre bereits vor dem Schreiben festlegen, um dich nicht mit Elementen aus unterschiedlichsten Genres zu verzetteln. Zugleich gilt: Ein Buch ist meistens dann gut, wenn es nicht nur typische Elemente eines Genres bedient, sondernden Leser auch inhaltlich oder stilistisch überrascht.